BERLINER WOCHE, 16.11.20

Besucherzentrum in den Nordgaragen


Niederschönhausen. Die sogenannten Nordgaragen am Schloss Schönhausen sollen umgebaut werden. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und der Senat planen, dort ein Besucherzentrum für das Schloss einzurichten. Außerdem sollen Räume für die Reviergärtnerei, eine kleine Gastronomie, öffentliche Toiletten, ein kleiner Veranstaltungsbereich sowie Räumlichkeiten für Hausmeister geschaffen werden, informiert Torsten Wöhlert (Die Linke), Staatssekretär in der Senatskulturverwaltung, auf Anfrage im Abgeordnetenhaus. Demnächst beginnen bauvorbereitende Maßnahmen sowie Vergabeverfahren für die Planung. Vorgesehen ist, die neuen Nutzungen Ende 2023 in Betrieb zu nehmen.

Bernd Wähner



BERLINER MORGENPOST, 04.08.19

Christoph-Martin Vogtherr ist der Herr über 28 Schlösser

Ein Spaziergang mit Christoph-Martin Vogtherr, dem Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.


Als wir uns zum Spaziergang verabredeten und Professor Dr. Christoph-Martin Vogtherr als Treffpunkt den S-Bahnhof Pankow, vorschlug, verschlug es mir fast die Sprache. Erwartet hatte ich Potsdam oder Schloss Charlottenburg. Dann das. Der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) will mit mir im quirligen großstädtischen Pankow mit seinem Autolärm, den Sirenen der Krankenwagen und dem Krach der nach Tegel einschwebenden Flugzeuge spazieren.

Kaum begrüßt, die spontane Frage: Warum? „Das war mal mein Kiez. Hier habe ich Anfang der 90er-Jahre in der Florastraße gewohnt. Damals musste man noch Monate auf einen Telefonanschluss warten. Wenn ich telefonieren wollte, ging ich auf den Balkon und schaute, ob die Telefonzelle vor dem Haus leer war. Schon vor dem Fall der Mauer war ich oft hier, habe Freunde besucht. Heute ist das eine andere Welt – hip und teuer.“ Aber darum geht es dem Generaldirektor natürlich nicht. „Auch in Pankow gibt es viel Geschichtsträchtiges zu entdecken. Ich möchte Ihnen den Amalienpark zeigen, am Rathaus vorbei zum Schloss Schönhausen gehen. Eine große Runde durch verschiedene Jahrhunderte.“

Also reichlich Zeit, um über die Stiftung, ihre Reichtümer und ihre Probleme zu sprechen. Und für den Hausherrn von 28 Schlössern und Gebäuden samt 800 Hektar denkmalgeschützten Parkanlagen das wohlüberlegte Anliegen, Schlösser am Rande wie Schönhausen stärker ins Blickfeld zu rücken.

Im Februar kam er aus Hamburg, wo er Direktor der Kunsthalle war, nach Berlin. Nach nur zwei Jahren von der Elbe an die Spree. „Ich konnte nicht ahnen, dass die Stelle in Potsdam durch den Wechsel von Hartmut Dorgerloh zum Humboldt Forum frei wurde. Da konnte ich nicht widerstehen.“ Auch weil es eine Rückkehr ist.

In Berlin (auch in Heidelberg und Cambridge) hat er Kunstgeschichte studiert, nebenbei für den Museumspädagogischen Dienst in der Nationalgalerie gejobbt, war Forschungsassistent in der Akademie der Künste, dann wissenschaftlicher Volontär bei der SPSG, die ihn 1998 zum Sammlungskustos für die Malerei der romanischen Schulen berief. 2007 verließ er Potsdam, um erst in London, dann in Hamburg auf der Karriereleiter weiter nach oben zu steigen.

Seine größte Hausforderung sieht der neue Schloss- und Parkchef darin, den vielfältigen Reichtum des Preußen Erbes für die Öffentlichkeit attraktiver zu machen. „Mit knapp zwei Millionen Besuchern klagen wir auf hohem Niveau. Aber die Zahlen sind knapp rückläufig. Wir müssen einerseits die vielfältigen Medien stärker nutzen, um den internationalen Tourismus zu bewerben. Und wir müssen auf den Wandel in unserer Gesellschaft reagieren. Das Wissen darum, was Preußen war und was es bedeutet, nimmt ab. Wir müssen über die Rolle Preußens aufklären.“

Vogtherr versteht es, Brücken über Epochen hinweg zu bauen

Also Abschied vom „Blattgold-Tourismus“? So weit soll es nicht gehen. „Wir müssen plausibel erklären, warum Preußen noch heute interessant ist. Das ist eine große Vermittlungsaufgabe. Wir müssen Geschichte anschaulich erzählen. In Sanssouci etwa, wo Friedrich der Große mit Voltaire gesessen hat. Wir beschäftigen uns mit einem Land, das es seit 70 Jahren nicht mehr gibt, in dem die Monarchie vor 100 Jahren abgeschafft wurde.“

Einen Geschichtsunterricht nachholen, den es an den meisten Schulen nicht mehr gibt? „Unterricht haben Museen zu lange gegeben. Wir entwickeln uns zu einem Ort, an dem einladend Fragen gestellt werden und etwas entdeckt werden kann.“ Vogtherr ist um Konkretes nicht verlegen. Er erinnert daran, dass Preußen ein Land war, das von der niederländischen Grenze bis zu der Litauens reichte. Ein Land mit vielen Ethnien, Sprachen und Rechtssystemen. Preußen als faszinierendes kleines Europa innerhalb eines Landes. „Elemente, die auch aktuell von großer Bedeutung sind. Die zeigen, wie international Preußen war.“

Die ersten Türken hätten im Schloss Charlottenburg bei Königin Sophie Charlotte gewohnt, sagt Vogtherr. Sie waren Vertreter des Osmanischen Reichs, das vom 17. bis ins 20. Jahrhundert Teil des europäischen Mächtesystems war. Einer dieser Familien hat die Königin gar ein Haus in Charlottenburg geschenkt. Ein Nachfahr dieser Familie Aly lebt noch heute als Historiker in Deutschland.

Wir haben unser erstes Zwischenziel erreicht. Der Amalienpark an der Breiten Straße ist nicht sehr groß, umsäumt wird er von einer großbürgerlichen Wohnparkanlage, erbaut um 1900. Zu DDR-Zeiten ein bevorzugtes Wohnquartier für Berliner Intellektuelle. „Hier sowie in der näheren und weiteren Umgebung haben die Schriftstellerin Christa Wolf, ihr Kollege Volker Braun oder auch der Schauspieler Manfred Krug gelebt. Christa Wolf, meiner Lieblingsschriftstellerin, bin ich sogar mal beim Brötchenholen begegnet. Rund um den Park war eines der großen kulturellen Laboratorien der DDR.“

Der im niedersächsischen Uelzen geborene Vogtherr ist ein wunderbarer Erzähler. Natürlich über fast alles, was Preußen betrifft. Er versteht aber auch, Vergangenheit mit jüngster Geschichte zu verbinden. Und damit Brücken über Epochen hinweg zu bauen, über die zu gehen sich auch außerhalb von Sanssouci oder Charlottenburg lohnt.

Deshalb hat er als zweites Etappenziel Pankows Rathaus an der Breiten Straße gewählt. „In ihm hat die sowjetische Militärregierung die Verantwortlichen für das KZ-Sachsenhausen abgeurteilt. Dieser Prozess gilt als Gegenstück zum Nürnberger Prozess der Amerikaner.“ Noch ein Stück weitgehend unbekannter Zeitgeschichte.

Respektloses Verhalten von Besuchern belasten die Parks

Zurück zur Verantwortung als SPSG-Generaldirektor. Beim Amtsantritt im Februar hat er neben der Steigerung der Attraktivität zwei weitere Großprobleme benannt: Geld für überfällige Sanierungen und Belastung der Parks durch respektloses Verhalten vieler Besucher. Das erste scheint weitgehend gelöst. „Wir haben mittlerweile den wunderbaren Zustand, dass wir mit 400 Millionen Euro aus einem vom Bund sowie den Ländern Brandenburg und Berlin aufgelegten Sonderinvestitionsprogramm mehr als 20 Projekte, teils kleine, teils große, anpacken können. Bei den großen betrifft das vor allem die Dachsanierung am Neuen Palais, die Römischen Bäder im Park Sanssouci und die noch verbleibende Außensanierung am Schloss Charlottenburg und dort auch den Bau des Besucherzentrums.“

Wann hört man von einem Kulturmanager schon mal so dankbare Worte. Sie überraschen bei Christoph Martin Vogtherr eigentlich gar nicht. Er wirkt bescheiden im Auftritt, weiß natürlich, wovon er redet, auch was machbar ist. Ein kluger, nüchterner Norddeutscher, der von seiner Person nicht viel Aufhebens macht, aber auch vor deutlichen Worten nicht zurückschreckt, wenn harte Kritik angebracht ist.

Damit sind wir bei der dritten Herausforderung, dem rücksichtslosen, oft auch rüden Verhalten allzu vieler Besucher der Parks vor allem in Potsdam. „Wir haben kein Problem mit den Touristen. Die Probleme verursachen jene, die die Gärten als ihre Erholungs- und Freizeitfläche betrachten. Größter Problemfall ist der Neue Garten am Heiligensee und am Jungfernsee. Dabei spielt das Einkommen der Besucher, die die Parkregeln missachten, keine Rolle.“ Mehr noch als die Respektlosigkeit gegenüber den Gartenanlagen erzürnt den Generaldirektor das Verhalten gegenüber dem Parkpersonal. „Gärtner werden zum Beispiel massiv beschimpft, wenn sie Besucher auffordern, nicht in die Beete zu gehen, die sie gerade angelegt haben. Und Müll wird zurückgelassen in der selbstverständlichen Erwartung, das Parkpersonal reinige alles. Das ist eine wirklich beunruhigende Entwicklung.“

In den Parks wird nun wegen des Klimawandels umgedacht

Über zusätzliche Sicherheitskräfte wird deshalb nachgedacht. Die aber belasten den ohnehin engen jährlichen Finanzetat. Potsdam ist übrigens kein Sonderfall. Bundesweit klagen Schlossanlagen über zunehmenden Vandalismus. Könnte Eintrittsgeld Abhilfe schaffen? „In der Stiftungssatzung wird das ausdrücklich ausgeschlossen. Der Stiftungsrat müsste einer Änderung zustimmen. Dort gibt es eine eindeutige Ablehnung.“

Von der Grabbeallee biegen wir jetzt rechts in den Majakowskiring, wo einst die DDR Polit-Größen um Walter Ulbricht wohnten, bevor die SED-Spitze nach Wandlitz zog. Passender Ort, nach den Hohenzollern zu fragen, die Ansprüche auch auf teils von der DDR enteignetes Erbe erneuert haben. Eine neue Aktualität, die Preußen für die Öffentlichkeit wieder interessant macht? „Jedenfalls wird die Frage erneuert, wie die Demokratie mit Schlössern umgeht.“

Die Stiftung ist nach dem Sturz der Monarchie 1918 gegründet worden mit dem Auftrag der Weimarer Republik, die Schlösser aus dem Hohenzollernbesitz für die Öffentlichkeit zu bewahren. „Bei den aktuellen Forderungen des Hauses Hohenzollern geht es schon um wichtige Werke. Unser demokratischer Auftrag bleibt, sie für die Öffentlichkeit weitestgehend zu erhalten. Aber die Verhandlungsführung liegt beim Bund, Berlin und Brandenburg sitzen mit am Tisch.“

Darf auch der Generaldirektor SPSG mitreden? „Als betroffene Institutionen sind der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, der Präsident des Deutschen Historischen Museums, Raphael Gross, und ich für den fachlichen Rat dabei.“

Angekommen am Schloss Schönhausen

Nicht betroffen von den „Restitutionsansprüchen“ der kaiserlichen Nachfahren ist unser nun erreichtes Ziel, das Schloss Schönhausen. Es ist bei der Renovierung weitgehend in dem baulichen Zustand aus DDR-Zeiten belassen worden. Für die DDR war es zunächst Amtssitz ihres ersten und einzigen Präsidenten Wilhelm Pieck, später Gästehaus der Regierung. Dort hat auch das letzte eisige Treffen zwischen Honecker und Gorbatschow stattgefunden. Seit 2001 ist das Schloss ein Museum mit drei Ebenen: Das Parterre ist Königin Elisabeth Christine, der ungeliebten Ehefrau Friedrich des Großen, gewidmet, die einst das Schloss bewohnte. Im ersten Stock ist Piecks Arbeitszimmer zu besichtigen, darüber eine Ausstellungsetage. Kaum bekannt, dass die Nazis im Schloss beschlagnahmte „Entartete Kunst“ horteten und verkauften.

Schönhausen – eines von vielen Schlössern am Rande, in dem sich geschichtliche Epochen überlagern. Als wir am Ende unseres Spaziergangs noch ein Stück durch den Schlosspark gehen, beginnt sich der Himmel zu verfinstern. Da kommen dem Generaldirektor neue Probleme in den Sinn. „Ich habe einen ganz neuen Blick aufs Wetter. Regen ist gut, solange kein Sturm dabei ist. Durch die Trockenheit der vergangenen Jahre sind die Bäume in unseren Parks geschwächt. Allein in Sanssouci haben wir 800 Bäume verloren. Eine dramatische Entwicklung. Bei den Pflanzen müssen wir uns wegen des Klimawandels um neue Sorten und Techniken kümmern.“

Es gibt Kontakt mit den Potsdamer Klimaforschern und der TU Berlin. Sie geben Rat, wenn es um Bodenqualität, Bewässerung und Pflanzensorten geht. „Und wir sind für die Klimaforscher interessant, weil wir über 250 Jahre dokumentieren können, was in und auf dem Boden passiert ist.“ Preußische Schloss- und Gartengeschichte als Zuträger für Klimaforschung? Scheinbar nichts, was Preußen im Guten wie im Schlechten bis heute nicht zu leisten vermag.

Zur Person

Familie Christoph Martin Vogtherr wurde im Januar 1965 in Uelzen (Niedersachsen) geboren. Er ist verheiratet und wohnt in der Potsdamer Altstadt.

Ausbildung Studium der Kunstgeschichte, Mittelalterlichen Geschichte und Klassischen Archäologie an der Freien Universität Berlin (FU), in Heidelberg und Cambridge. 1996 Promotion an der FU mit einer Arbeit zur „Gründung der Berliner Museen 1797 bis 1835“.

Karriere 1998 wird er Sammlungskustos für romanische Malerei in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). 2007 Wechsel als Kurator an die Londoner Wallace Collection, deren Direktor er 2011 wird. Von 2016 bis 2018 Direktor der Hamburger Kunsthalle. Im November 2018 beruft ihn der Stiftungsrat zum Generaldirektor – als Nachfolger von Hartmut Dorgerloh. Amtsantritt am 7. Februar 2019.

Schlösserstiftung Die SPSG ist der Zusammenschluss der „Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam- Sanssouci“ (DDR) und der „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin“ (West-Berlin) nach 1990. Diese waren Nachfolger der 1927 gegründeten und 1945 aufgelösten „Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten“.





Wir hoffen sehr, dass sich alle noch bestehenden Sorgen bald zerstreuen lassen.

BERLINER WOCHE, 19.10.18

Anwohner machen gegen die Pläne der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mobil

      

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) plant, am Schloss Schönhausen ein Besucherzentrum einzurichten. Im Rahmen dieses Vorhabens soll auch der Parkplatz an der Tschaikowskistraße ausgebaut werden.

Nach Stand der bisherigen Planung soll durch Sanierungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen im Bereich der Nordgaragen sowie des angrenzenden Funktions- und Garagengebäudes das neu zu schaffende Besucherzentrum entstehen. Und zum Ende der Bauarbeiten, voraussichtlich Ende 2021, solle der dort vorhandene Parkplatz ausgebaut werden, sagt Frank Kallensee, der Pressesprecher der SPSG auf Anfrage der Berliner Woche.

Geplant sei, dass auf diesem Parkplatz 40 Fahrradstellplätze und 50 Parkplätze entstehen. Busse sollen indes nicht dort parken. „Für Busse soll gemeinsam mit dem Bezirk eine Lösung gefunden werden“, so der SPSG-Pressesprecher. Die Bewirtschaftung des Parkplatzes werde mit Parkscheinautomaten erfolgen, sodass für Besucher immer ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen.

Anwohner der Tschaikowskistraße sind von diesen Planungen allerdings alles andere als begeistert. Sie befürchten eine Zunahme von Verkehr, Lärm und Abgasen in ihrer Straße. Der bisher vorhandene Parkplatz darf heute nicht öffentlich genutzt werden. Nur SPSG-Fahrzeuge parken dort. Als Anwohner Burkhard Friedrich von der Plänen der SPSG erfuhr, versuchte er mehr Informationen zu erhalten. Denn seiner Auffassung nach ist es nicht nötig, den Parkplatz zu erneuern. Er erhielt die Auskunft, dass die Pläne den Zustand des Areals in den 1950er-Jahre berücksichtigen, als dort noch DDR-Präsident Wilhelm Pieck residierte.

Das kann Burkhard Friedrich allerdings nicht nachvollziehen. Wenn schon von Rückbesinnung und denkmalpflegerischen Vorgaben die Rede ist, dann sollte auch die frühere Nutzung des Schlosses ins Blickfeld gerückt werden. Das heißt, es sollten auch die landschaftlichen Konzepte von Peter Joseph Lenné zu Zeiten von Königin Elisabeth Christine angemessen berücksichtigt werden. Dort, wo in den 1950er-Jahren der Parkplatz an der Tschaikowskistraße gebaut wurde, befand sich zu Zeiten Elisabeth Christines nämlich eine Meierei mit Streuobstwiese. Würde statt des Parkplatzes die Streuobstwiese reaktiviert, könnte ein Teil des ursprünglichen Gartens, so wie er im 18. Jahrhundert aussah, wieder hergestellt werden. Mit Blick auf die rege Bautätigkeit in Niederschönhausen und die damit verbundene zunehmende Versiegelung von Flächen, könnte mit einer Renaturierung der Fläche ein Stück Grün zurückgewonnen werden.

Mit seinen Anregungen stieß Burkhard Friedrich bislang jedoch ins Leere. Auch seine Beschwerde bei der Stiftungsaufsicht der SPSG im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg brachte keinen Erfolg. Man teilte ihm mit, dass das Vorgehen der Stiftung rechtskonform nicht zu beanstanden sei. Deshalb wollen er und andere Mitstreiter demnächst eine Petition „Park statt Parkplatz“ starten.

Noch laufen die Planungen jedoch. Zwar sei laut Berliner Nachbarrechtsgesetz keine Information der Nachbarn erforderlich, weil es in diesem Bereich keine unmittelbar benachbarten Grundstückseigentümer gebe, erklärt Pressesprecher Frank Kallensee auf Anfrage. „Gleichwohl sollten, im Sinne eines guten Miteinanders, die Anwohner informiert werden.“ Organisieren müsse das aber die Grün Berlin GmbH, so Kallensee. Denn diese sei die Bauherrin für das Vorhaben.

(Bernd Wähner)




Warum eigentlich nicht wieder zurück zum alten Namen?

BERLINER WOCHE vom 31.01.2018

Wie der Bahnhof Pankow stetig an Bedeutung gewann


Er ist heute einer der wichtigsten Knotenpunkte der öffentlichen Nahverkehrs im Bezirk: der Bahnhof Pankow. Tausende Menschen steigen hier täglich aus oder von der U- in die S-Bahn, Bus oder Straßenbahn um.


Pankow war auch schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die größte Siedlung entlang der Eisenbahnstrecke Berlin-Stettin. Diese eröffnete 1842. Aber der erste Halt nach Berlin befand sich lange im 18 Kilometer entfernten Bernau.

Nachdem die Bahngesellschaft 1877 in Blankenburg einen weiteren Halt eröffnete, drängte die Pankower Gemeindeverwaltung ebenfalls auf einen Haltepunkt. Die Bahn gab 1880 nach. Pankow bekam einen Haltepunkt. Er erhielt den Namen Pankow-Schönhausen in Bezug auf das nicht weit entfernte Schloss Schönhausen. Den Namen Bahnhof Pankow erhielt seinerzeit ein Bahnhof an der Berliner Nordbahn, der heutige Bahnhof Wollankstraße.
Zunächst erfolgten Güter- und Personenverkehr entlang der Station Pankow-Schönhausen auf einem gemeinsamen Gleispaar. Ab 1912 wurden eigene Vorort-Gleise nach Bernau für den Personennahverkehr gebaut. Auf ihnen findet heute der S-Bahnverkehr statt. Im Zusammenhang mit dem Bau dieser Gleise erhielten die Architekten Carl Cornelius und Ernst Schwartz den Auftrag, ein neues Empfangsgebäude an der Nordseite zu errichten.
So entstand an der Florastraße ein zweigeschossiges Haus mit einem hohen Satteldach. Verkleidet ist es mit dunkelvioletten Klinkern. Geplant wurde dieser Neubau zugleich als Wohnhaus und Verwaltungsgebäude. Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des S-Bahnhofs: Vor 90 Jahren wurde die Bahnstrecke elektrifiziert. Der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren. Das alte Bahnhofsgebäude, das sich an der Berliner Straße südlich der Ferngleise befand, wurde zerstört. Berlin-Pankow heißt der Bahnhof erst seit 1954.
Den U-Bahnhof gibt es seit der Jahrtausendwende. Pläne, die U2 nach Pankow zu verlängern, gab es bereits in den 20er-Jahren. Doch wegen der Weltwirtschaftskrise wurden sie nicht umgesetzt. In den 90er-Jahren wurde die Idee wieder aufgegriffen. 1997 begannen die Bauarbeiten. Eröffnung war im September 2000. Neben dem U-Bahnhof Pankow entstand eine unterirdische, 200 Meter lange Kehranlage für Züge.
Zum Bahnhofsbereich, wenn auch separat betrieben, gehörte auch der Rangier- und Güterbahnhof Pankow. Dieser wurde vor 125 Jahren eröffnet, 1997 aber endgültig stellgelegt und inzwischen weitestgehend beräumt. Der Investor KGG Krieger Grundstücksgesellschaft möchte hier einen neuen Stadtteil bauen. Seit 2009 wird an der Umsetzung des Vorhabens geplant. Doch das ist eine andere Geschichte.

Bernd Wähner




RBB24 vom 27.12.2017:

Museum Schloss Doberlug

Bedeutende Adelssammlung kommt nach Brandenburg


Die einzigartige ostpreußische Sammlung Dohna-Schlobitten ist von 2019 an für zehn Jahre als Leihgabe im Museum Schloss Doberlug (Landkreis Elbe-Elster) zu sehen. Dazu haben die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und der Bund jetzt ihre Zustimmung gegeben, teilte das brandenburgische Kulturministerium am Mittwoch in Potsdam mit.

Zu dem mehr als 1.000 Objekte umfassenden Bestand gehören Gemälde, Grafiken, Bücher, Skulpturen, Möbel, Textilien, Silber, Glas und Porzellan. Die Sammlung sei eines der bedeutendsten Zeugnisse europäischer Adelskultur, hieß es.


Sammlung zum ersten Mal in angemessenen Räumen


Im Schloss Doberlug könne die Sammlung erstmals in ihrer Vielfalt und in ihr angemessenen Räumen gezeigt werden, erklärte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Hartmut Dorgerloh. Ab 2019 soll eine erste Sonderausstellung mit ausgewählten Einzelstücken einen ersten Einblick in das Kunstinventar der Burggrafen zu Dohna-Schlobitten ermöglichen. 2020 soll dann die neue Dauerausstellung eröffnet werden.


Bislang nur wenige Objekte im Schloss Schönhausen


Von der mehr als 400 Jahre alten Sammlung sind den Angaben zufolge bislang nur ausgewählte Exponate im Schloss Schönhausen in Berlin zu sehen. Alle anderen Stücke befinden sich in den Depots der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Das Geschlecht der Burggrafen zu Dohna war den Angaben zufolge eine der einflussreichsten Familien in Sachsen und später in Ostpreußen.


Durch die enge Bindung an den brandenburgisch-preußischen Hof gelangten zahlreiche Werke der Berliner Kunst ins ostpreußische Schlobitten. Die dort seit 1525 ansässigen Dohnas ergänzten und bewahrten die Sammlung mehr als 400 Jahre lang bis zum Zweiten Weltkrieg. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges konnte die Sammlung evakuiert werden.

Im Jahr 1978 erwarb die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin einen Teil der Sammlung als Ersatz für die im Krieg verlorenen Kunstschätze in Schloss Charlottenburg. Später folgten weitere Ankäufe, unter anderem vom Bund im Jahr 1992, um den gewachsenen Sammlungszusammenhang dauerhaft bewahren zu können.

Sendung: Kulturradio, 27.12.2017, 15.00 Uhr




Die Thronrückwand der Königin Elisabeth Christine mitten im neuen Humboldtforum? Was für Viola König für die konzeptionellen Widersprüche des Supermuseums steht, lässt den Förderverein aufhorchen:


BERLINER ZEITUNG, 03.12.2017

Viola König zum Humboldtforum. Die Museen sind heute nur noch Bittsteller


Seit 2001 ist Viola König Direktorin des Ethnologischen Museums in Dahlem gewesen, vergangenen Freitag wurde sie pensioniert. Wir treffen sie in der Altamerika-Halle. Gewaltige Steinplastiken stehen in Plastikhüllen, die Vitrinen sind ausgeräumt, es herrscht eine Mischung aus Aufbruch und Melancholie.


Sie sind 2001 berufen worden, um die Ausstellungen im Humboldt-Forum zu entwickeln. Dann kamen Moratorien, Kampf um Architektur und Gestaltung, sowie neuerdings der Einfluss der drei Gründungsdirektoren. Wie viele Konzepte haben sie seit 2001 entwickelt?


Für das Humboldt-Forum – die kann ich gar nicht zählen. 2015 jedenfalls waren wir so weit, dass ein vom Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, Generaldirektor Michael Eissenhauer, und dem damaligen Berater Martin Heller abgesegnetes Gesamtkonzept stand. Wir haben parallel aber auch Konzepte für eine neue Unterbringung der Sammlungen entwickelt, für die Depots und Werkstätten, die nun doch in Dahlem verbleiben könnten als Teil eines Forschungscampus’. Zeitweilig gab es den Traum, an die Stelle des alten Völkerkundemuseums zurückzukehren, auf den heutigen Parkplatz neben dem Martin-Gropius-Bau. Ein gläsernes Hochhaus für die Ethnologie und nahebei die Depots auf dem Flughafen Tempelhof. All das hat sich dann mit dem Baustart am Schlossplatz erledigt.


Und nie Planungsfrust?


Planen macht Spaß. Da muss immer neu gerungen werden um die beste Idee. Zu Beginn haben wir noch als Minigruppe gearbeitet, jeder war zuständig für das Gesamtprojekt. Das ist heute anders. Viel mehr Apparat, neue Zuständigkeiten und Interessen, bei denen die Museen allenfalls als Bittsteller antreten können. Darin sehe ich die eigentliche Tragödie.


Waren Sie eigentlich glücklich, ein modernes ethnologisches Museum hinter eine preußische Königsfassade zu bringen?


Als wir begonnen haben zu planen, da kannte man die Architektur ja noch nicht. Und die Beruhigungspille war immer: Es gibt zwar die barocke Fassade, doch dahinter können wir auf modernen Flächen ungehindert planen. Inzwischen breiten sich die Anhänger der Schlossidee auch im Inneren immer weiter aus. Jetzt sollen sogar Elemente des Schlosses in die Ausstellungen implementiert werden. Aber wenn ich das komplexe Weltbild der Bewohner des Amazonasgebietes zeigen will, und der Besucher begegnet dort der bestickten Rokoko-Thronrückwand der Königin Elisabeth Christine – wie soll man das vermitteln?


Jetzt soll ja auch die Naturkunde mit einbezogen werden. Müssen dafür geplante Ausstellungsteile entfallen?


Ja, und leider wichtige. Unsere Konzeption sollte Wiederholungen der Themen möglichst vermeiden, z. B. sollte anhand der Sammlung chinesischer Medizin das Verhältnis des Menschen zu seinem Körper, Krankheit, Behandlung, Therapien gezeigt werden, das ist ein einzigartiger Bestand, der neben anderen Themen gestrichen wurde. Aber dazu müssen Sie die Gründungsintendanten fragen.


Sie haben zuletzt gar nicht mehr an den Planungen mitgewirkt?


Natürlich entwickelt der Gründungsintendant Neil MacGregor eigene Vorstellungen. Manche Bereiche wurden gestrichen, andere stark überarbeitet, manche sind gar nicht betroffen. Das wird zwar einzeln mit den jeweiligen Kuratoren diskutiert, von den Direktoren ist aber seit 2016 schon nicht mehr die Rede.


Und Europa fehlt weiterhin …


Ich hätte das Museum Europäischer Kulturen integriert. Doch zu Beginn der Planungen sollte die außereuropäische Kunst im Humboldt-Forum im Vordergrund und mit den Kunstsammlungen der Museumsinsel ein Ganzes ergeben.


In dem Konzept spielt die Wanderung und Mischung von Kulturen eine eher kleine Rolle.


Man muss klar abgrenzen und fragen, was unsere Sammlungen leisten können. Bei unserer Sammlung aus dem alten Mexiko etwa konzentrieren wir uns auf vorspanische Handschriften und Keramiken, die glyphische Inschriften aufweisen. Das Thema sind grafische Zeichen- und Schriftsysteme. Sie sind komplex, doch ihr Informationsgehalt ist zum Beispiel mit den heutigen Apps unserer Smartphones vergleichbar. Dabei soll der Besucher an der aktuellen Forschung teilnehmen: Erst kürzlich entdeckte meine Kollegin die Noten von Kirchenmusik auf der Rückseite einer aztekischen Handschrift. Sie zeigen den Austausch zwischen den alten indianischen Eliten und den neuen spanischen Herrschern.


Und das heutige Mexiko-Stadt?


Das muss Sonderausstellungen überlassen bleiben. Heute ist es möglich, solche Ausstellungen aus den Ländern selbst zu bekommen. Dabei kommt es dann zu erstaunlichen Erlebnissen: Wir hatten hier einmal eine großartige Ausstellung zur mexikanischen Volkskunst, dabei eine kunstvolle Federarbeit einer Madonna aus Michoacan. Zufällig befand sich in der Etage darunter unsere Feder-Madonna, die Humboldt genau 200 Jahre vorher in Michoacan erworben hatte.


Hat denn das Ethnologische Museum seine Sammlungen in den vergangenen Jahrzehnten überhaupt noch aktualisiert?


Selbstverständlich. Nehmen Sie unsere Sammlungen zeitgenössischer Kunst aus Afrika, Asien, Indonesien oder die einmalige Sammlung der Indianischen Moderne aus Nordamerika. Lange Zeit als Ethnische Kunst degradiert, werden heute viele der Künstler hoch gehandelt. Bald zu sehen im Hamburger Bahnhof in „Hello World. Revision einer Sammlung“.


Dabei stellt sich die Herkunftsfrage ja kaum. Ganz anders bei ihren historischen Sammlungen.


Für uns Ethnologen spielt Provenienzforschung seit jeher eine zentrale Rolle. Aber die Herkunft und die Wanderungsgeschichte eines Objektes ist eben nur ein Thema. Nehmen wir die Federmadonna: Wir haben sie aus dem Nachlass Humboldts. Aber was bedeutete dies Objekt für Humboldt, ging es ihm um die Federn? Kannte er den Künstler? Welche Techniken wurden dafür verwendet? Handelt es sich um Traditionen aus vorspanischer Zeit und wie mischten sie sich hier mit christlichen Ideen – all das beantwortet die jüngere, vor allem aus der Aufklärung der Nazi-Raubkunst gewachsene Provenienzforschung nicht. Doch das sind genau die Fragen, die uns Ethnologen auch interessieren.


Kann man denn überhaupt noch alle Herkünfte klären?


Wir haben mehr als eine halbe Million Objekte aus den unterschiedlichsten Zeiten und Kulturen mit sehr unterschiedlicher Dokumentation. Gut ausgebildetes Personal, Digitalisierung, räumliche Unterbringungsmöglichkeiten und so weiter sind Voraussetzung. Und es geht um Politik: Eine Sammlung aus Amazonien ist für Politiker nicht unbedingt so wichtig wie Bestände aus den einstigen deutschen Kolonien in Afrika, im Pazifik und in Asien.


So viel Zeit wird ihnen für den Umgang mit „human remains“, mit Knochen, Schädeln, Haaren nicht gegeben werden.


Da haben wir in der Preußenstiftung eindeutige Regelungen: Was wir an „human remains“ eindeutig zuordnen können und was zurück gefordert wird, geht zurück. Als Ethnologen möchten wir nur das zeigen, was die Herkunftsgesellschaft auch gezeigt haben will. Ein Ritualgegenstand erfordert übrigens unter Umständen eine sensiblere Behandlung als menschliche Überreste – auf die sich unsere Debatten aber konzentrieren. Auch hier ist also Entkolonisierung des Denkens nötig.


Es war Tradition in den Berliner Museen, dass ihre Direktoren zum Abschied für ihre Sammlung noch eine Kostbarkeit erwerben können. Was hätten Sie sich gewünscht?


Ich wünsche mir immer noch, dass im Humboldt-Forum das Werk von Mariana Deball Castillo realisiert wird. Den Entwurf haben die Staatlichen Museen schon erworben. Die mexikanische Künstlerin hat die Idee, eine 52-seitige aztekische Tributliste, die Alexander von Humboldt aus dem mexikanischen Bundesstaat Guerrero mit nach Berlin gebracht hat und auf der vor allem Goldlieferungen verzeichnet sind, in Form großer Tontafeln zu reproduzieren. Eine tolle Arbeit. Dieses Werk würde die Namenspatrone, die alten Sammlungen, Kolonialgeschichte, neue Geschichte und zeitgenössische Kunst zusammen führen. Das wäre es.


Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/28992524 ©2017




RADIO BAYERN 2, Berlin-Magazin, Sendung vom 15.08.17:

Verborgen, vergessen und wiederentdeckt


Besuch im Schloss Schönhausen in Pankow (Wolfgang Kerler)
Streifzug über den Invalidenfriedhof (Tanja Oppelt)
In der ehemaligen Abhörstation auf dem Teufelsberg (Birgit Schmeitzner)
Die Beelitzer Heilstätten (Janina Lückoff)
Unterwelten: Der AEG-Versuchstunnel (A. Meyer-Fünffinger)
Moderation: Birgit Schmeitzner

Wiederholung um 17.05 Uhr
Als Podcast und in der Bayern 2 App verfügbar

Musik:
Sebastian Block featuring Fran: "Bist du die Antwort"
Jasmin Tabatabai: "Eine Frau"
Paradisia: "Dancing in the dark"
Robot: "Bones"
CaroleM: "Moulibie"
Dota: "Stille Wasser"
Luca Vasta: "Modica"

Korrespondenten und Reporterinnen des BR-Hauptstadtstudios zeigen uns akustisch ein Berlin abseits der Hochglanz-Attraktionen, geprägt von der Zeitgeschichte, die in der Hauptstadt vielerorts noch präsenter ist als anderswo. Unsere Moderatorin düst auf ihrer Schwalbe (Baujahr 1975) von Pankow nach Mitte, in den Grunewald und schaut draußen in Beelitz vorbei, wo schon Anfang des 20 Jahrhunderts hochmoderne Heilstätten entstanden sind. Schließlich tauchen wir ab in die an Überraschungen und Historie reiche Berliner Unterwelt in Deutschlands ersten U-Bahn-Tunnel.




Ein würdiger Rahmen:

Die STIFTUNG HUMBOLDTFORUM gibt in ihrem Newsletter 3/2017 bekannt:

Griechischer Marmor
Am letzten Wochenende erfuhren die beiden Persönlichkeiten, ohne die das neue alte Berliner Schloss nicht wäre, eine besondere Würdigung: Bei einer feierlichen Ehrung im Schloss Schönhausen wurden Marmorbüsten von Wilhelm von Boddien und von Professor Franco Stella enthüllt, die von einem Unterstützer des Projektes in Auftrag gegeben worden waren. Stiftungsratsvorsitzender PStS Florian Pronold würdigte das staatsbürgerliche Engagement und den hohen persönlichen Einsatz der beiden Geehrten.




TIP BERLIN schreibt in Heft 18/2016 unter dem Titel

Unsere Lieblingsschlösser - Wieso brauchen wir ein neues Schloss? Die alten sind doch noch gut!


DDR-Flair: Schloss Schönhausen
Prunk und Pomp im DDR-Sozialismus: Dass auch die Leitungskader des Arbeiter- und Bauernstaates wussten, wie man fürstlich haust, zeigt das Schloss Schönhausen in Pankow. Im Museum sind das Staatsgäste-Appartement der DDR-Regierung und das Mobiliar des Arbeitszimmers von Wilhelm Pieck, des ersten und einzigen DDR-Präsidenten, zu besichtigen. Pieck hatte dort von 1949 bis 1960 sein Arbeitszimmer; danach wurden hier bis zum Mauerfall Staatsgäste beherbert – unter anderem Leonid Breschnew, Fidel Castro und Michail Gorbatschow. Gräfin Sophie Theodore zu Dohna-Schlobitten, die das Schloss 1664 erbauen ließ, musste sich in dieser Zeit mehrfach im Grabe umgedreht haben. Nach dem Mauerfall tagte im Schloss übrigens auch der „Runde Tisch“ mit DDR-Staatsparteien und Oppositionsgruppen. Wer jedenfalls sehen will, welchen ersten Eindruck viele ausländische Staatsgäste von Ost-Berlin bekamen, der findet in Pankow den wahren Palast der Republik.


Anschauen, weil:
1. es den echten Palast der Republik bekanntlich nicht mehr gibt.
2. man im Orangerie-Park am Ufer der Panke wunderbar über Geschichte philosophieren kann.
3. Schüler dort im Rollenspiel einen ganzen Tag im Leben von Königin Elisabeth Christine inszenieren dürfen, deren Sommerresidenz das Schloss Schönhausen war (Angebot für Klassenausflug buchbar).




DER TAGESSPIEGEL, 08.11.2015

Preußen-Ehe ohne Heil

Im Schatten des Königs

 

Vor 300 Jahren wurde Elisabeth Christine, Ehefrau Friedrichs des Großen, geboren. Am Hof hatte sie keine Chance.

 

Sie spielte keine Rolle. Auf dem Festakt zum 300. Geburtstag von Friedrich II. im Berliner Schauspielhaus 2012 wurde die preußische Königin Elisabeth Christine, die Frau des Jubilars, mit keinem Wort erwähnt. Das wäre ganz in Friedrichs Sinne gewesen. Auch in seinem Leben spielte sie keine Rolle. Elisabeth Christine war zwar die erste Frau in seinem Staat, wurde jedoch gleich nach Friedrichs Thronbesteigung kaltgestellt. Am 8. November jährt sich nun ihr Geburtstag zum 300. Mal – ein kleiner Festakt des Fördervereins Schloss Schönhausen erinnert an die verkannte Königin.

Wer eine der skurrilsten Fürstenehen der preußisch-deutschen Geschichte verstehen will, findet den Schlüssel in der tragischen Auseinandersetzung zwischen Friedrich und seinem Vater, dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. Nach dem gescheiterten Fluchtversuch des Kronprinzen 1730 verlangte der tyrannische Vater von seinem inhaftierten Sohn die totale Unterwerfung. Dazu gehörte auch die Eheschließung mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern (1715–1797). Friedrich, dem der Vater zugesichert hatte, er dürfe zwischen mehreren Prinzessinnen wählen, fühlte sich durch die fehlende Mitsprache, die provinzielle Herkunft sowie die angebliche intellektuelle Beschränktheit seiner künftigen Gemahlin gedemütigt. Ihm war außerdem zugetragen worden, die junge Welfen-Prinzessin sei hässlich und dumm.

 

Es verwundert daher nicht, wenn Friedrich bereits 1732 prognostizierte, er werde die Prinzessin nach seinem Herrschaftsantritt verstoßen, wenn man ihn zur Ehe mit ihr zwingen wolle. Und wörtlich: „Ich will keine dumme Gans zur Frau haben. Ich müsste mit ihr vernünftig reden können oder ich mache nicht mit.“ Er versuchte es mit einer Doppelstrategie: Dem Vater versprach er „untertänigen Gehorsam“, den königlichen Vertrauten Grumbkow beschwor er, seinem Vater das Eheprojekt auszureden. Er drohte sogar mit Selbstmord. Grumbkow weigerte sich jedoch, sodass dem Kronprinzen nur noch blieb, seine Opferbereitschaft zu betonen. Schließlich fügte er sich, denn diese Ehe war der Preis für die lang ersehnte Freiheit und seine vollständige Rehabilitation am preußischen Hof. Und er ließ sich eine Hintertür offen: Bereits vor der Hochzeit sprach er wahlweise von Scheidung und Verstoßung.

Elisabeth Christine hatte also von Anfang an keine Chance in Berlin. Bis auf den König, der von seiner Schwiegertochter „entzückt“ war, begegnete ihr der Hohenzollern-Clan mit Ablehnung und Verachtung. Friedrich räumte zwar ein, die Prinzessin sei hübsch, ihm aber zu still und unselbstständig. Die 16-Jährige war einen Kopf größer als der selbstbewusste Kronprinz, konnte ihm, dem talentierten Fürsten-Musiker und brillanten Rhetoriker kaum das Wasser reichen – auch war er der bessere Tänzer. Die Hochzeit 1733 sollte auf Friedrichs Wunsch ein glänzender Staatsakt werden, in dem er selber die Rolle des ersten Staatsschauspielers übernahm. Die Ehe blieb kinderlos – wobei beide unabhängig voneinander betonten, sie hätten alles versucht.

 

Die Kronprinzenzeit in Rheinsberg (1736–40) charakterisieren sie als ihre glücklichste, wobei nur Elisabeth Christine dies auch mit einer ehrlichen, bedingungslosen Liebe zum Gatten verbindet. Friedrich dagegen betont, er sei niemals verliebt gewesen. Allerdings beginnt er seine Frau zu schätzen – und zu instrumentalisieren: Sie wird seine wichtigste Marketingwaffe im Kampf um die Gunst des unberechenbaren, misstrauischen Vaters. Zudem beschafft die Kronprinzessin ihrem stets klammen Gatten nicht nur Geld (was sie zeitlebens in Schulden stürzt), sondern fungiert auch als Vermittlerin, um Friedrichs Forderungen bei ihrem Bruder, dem Herzog von Braunschweig, durchzusetzen. Dabei setzt er das „sanfte Gemüt“ auch emotional unter Druck.

Nach der Thronbesteigung tritt nicht ein, was viele vermuteten und Elisabeth Christine befürchtet: Friedrich lässt sich nicht scheiden. Er achtet sogar darauf, dass die neue preußische Königin gebührend behandelt wird. Im Berliner Stadtschloss erhält sie einen eigenen Wohnbereich, doppelt so groß wie der des Königs. Aber in Sanssouci ist sie nicht erwünscht, auch besucht er sie nie in Schloss Schönhausen, ihrer Sommerresidenz. Ihre Begegnungen finden nur noch im Rahmen des höfischen Zeremoniells statt. Auch die Thronfolge regelt er ohne sie: Bereits 1741 erklärt er seinen Bruder August Wilhelm zum Nachfolger. Seine Briefe während der Kriegsjahre sind kurz, kühl, im Stil nüchterner Kriegsberichterstattung.

Noch verletzender für Elisabeth Christine ist der konsequente Ausschluss von Hof- und Familienfesten: „Ich bleibe ganz allein (...) zurück wie eine Gefangene, während sich die anderen amüsieren.“ Über seinen Tod hinaus will sie sich nicht eingestehen, dass weniger die „lügenhaften Zungen“ in der Hohenzollern-Familie und die „falschen Freunde“ ihres Mannes, sondern Friedrich persönlich für ihr Schattendasein verantwortlich war. „Wenn mein zimperlicher Griesgram“, schrieb er 1746 an seinen Bruder, „an dem Ausflug nach Charlottenburg teilnimmt, so wird sie, fürchte ich, das ganze Fest stören.“

Wie ertrug sie diese Demütigungen? Sie klagte kaum, spann keine Intrigen, nahm sich keine Liebhaber – ihre tiefe Frömmigkeit hätte das auch gar nicht zugelassen. Stattdessen erduldete sie die Missachtungen, freute sich über die noch so geringe Zuwendung und erwies Friedrich alle geforderten Repräsentationsdienste mit geradezu preußischem Pflichtbewusstsein. Nach außen wahrte sie den Schein; ihre unmittelbare Umgebung klagte dagegen über Wutausbrüche und Übellaunigkeit.

 

Elisabeth Christine lenkte sich ab: Sie malte, beschäftigte sich mit Musik und Literatur, übersetzte Schriften ins Französische, die auch veröffentlicht wurden. Und „sie tröstet sich in ihrem Schönhausen“, wie ihr Kammerherr schreibt, wenn sie mal wieder nicht zum Hoffest durfte. Das Schloss war nicht Verbannungs-, sondern eher Zufluchtsort.

Dennoch blieb Friedrich für sie ein großer Fürst – bis zu ihrem Tod 1797. Es hat sie offenbar getröstet, den König aufgrund seiner Macht- und Ruhmsucht und nicht an eine Mätresse oder einen Liebhaber verloren zu haben. Er dagegen blieb zeitlebens gleichgültig ihr gegenüber. Er brauchte sie nicht: nicht als Ehefrau, nicht als Familienmitglied, nicht für seine Tafelrunden, nicht für die Regierungsgeschäfte. Elisabeth Christine war Friedrichs Schattenfrau. Mit Blick auf seine Ehegeschichte kann nur konstatiert werden: Friedrich – kein Großer!

 

Der Autor ist Historiker und Schulbuchautor und moderiert Gespräche zur „Frauensache“-Ausstellung im Schloss Charlottenburg. Am 19. November hält er im Potsdam Museum einen Vortrag über Elisabeth Christine und Friedrich II. (Beginn: 18 Uhr, Am Alten Markt 9).

 

 

 

PANKOWER ALLGEMEINE ZEITUNG, 08.11.2015 

300. Geburtstag: Königin Elisabeth Christine

Anläßlich den heutigen 300. Geburtstages von Elisabeth Christine hat Anne Schäfer-Junker, Ortschronistin in Berlin-Französisch Buchholz, eine Würdigung der preußischen Königin verfasst. Als Autorin eines Buches über Elisabeth Christine hat Schäfer-Junker auch bisher wenig bekannte Tatsachen aus Archiven und Staatsarchiven emporgefördert. Der heutige Beitrag nimmt Bezug zu der aktuellen Ausstellung FRAUENSACHE, im Schloß Charlottenburg und im Schloß Schönhausen.

 

Nicht nur FRAUENSACHE! Zum 300. Geburtstag der preußischen Königin Elisabeth Christine (1715-1797)

 

E. C. – goldene Initialen der preußischen Königin prangen am Ziergiebel des Schloss Schönhausen, das Elisabeth Christine zwischen 1740 und 1797 beinahe jedes Jahr als Sommerresidenz nutzte. Friedrichs II. hatte nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1740 Schloss Schönhausen seiner Gemahlin geschenkt; verbrieft in einer Schenkungsurkunde vom 3.8.1740.
Nach den vier glücklichen Jahren als Kronzprinzessin auf Schloß Rheinsberg, hatte sich Friedrich II. mit Regierungsantritt im Jahr 1740 von seiner Gemahlin distanziert. Sie akzeptierte diese Trennung nie, und übernahm dennoch die Rolle der Königin in Berlin und repräsentierte den preußischen Hof.

Elisabeth Christine hatte anfangs nur einen bescheidenen Haushalt, ihre finanziellen Mittel erlaubten vorläufig nur wenige Veränderungen am Schloss und im Schlosspark. Dieser wurde unter ihrer Ägide nach und nach in einen modernen Rokoko-Lustgarten umgestaltet.
Ab 1766 widmete sie sich der Aufklärungsphilosophie und wurde mit Übersetzungen und eigenen Texten Schriftstellerin.

Am Sonntag dem 8.11.2015 wird der Grande Dame, Humanistin und Schriftstellerin und Gemahlin des preußischen Königs Friedrich II. im Schloss Schönhausen festlich gedacht

 

Ausstellung FRAUENSACHE würdigt die Rolle der preußischen Königinnen

In der Ausstellung FRAUENSACHE im Theaterbau von Schloss Charlottenburg wird erstmals Elisabeth Christine ausführlich gewürdigt. Schloss Schönhausen wird so neu in den Blickpunkt gerückt, auch hier wird die Person Elisabeth Christine im neuen Blick auf die Geschichte gewürdigt.

Es ist eine seit langem erwünschte Würdigung. Bisher war Elisabeth Christine nach der Wiedervereinigung Deutschlands erst 1997 in der Pankower Kirche „Zu den Vier Evangelisten“ in Alt-Pankow wieder in den Blick genommen worden. Zugleich fand die bisher einzige Ausstellung des Panke Museums zu Elisabeth Christine statt

Festredner waren übrigens damals: Hanna-Renate Laurien, Parlamentspräsidentin a. D., Superintendent Pfarrer Werner Krätschell und Alex Lubawinski als Bezirksstadtrat.

 

Zeitschichten und Wirken von Elisabeth Christine in Schönhausen

Schloss Schönhausen hat der Schönhauser Allee den Namen gegeben, die bereits im 18. Jahrhundert wichtige Verbindungsachse in nord-südlicher Richtung zum Berliner Schloss war. Hier hatte Elisabeth Christine eine große, komfortable Wohnung, und ging den royalen Repräsentationspflichten nach.
Rund 50 Jahre lang waren Schönhausen und die umliegenden Dörfer ihr bevorzugter Sommer-Aufenthaltsort. Die verdienstvolle Sanierung von Schloss und Garten Schönhausen und die nachfolgende Eröffnung im Jahre 2009 öffneten endlich auch die Perspektive, um historische Forschung und Neubetrachtung der Lebensgeschichte von Elisabeth Christine und ihrer Rolle als preußische Königin (1740-1786) zu intensivieren.

Die Lebenszeit von Elisabeth Christine fällt in tief greifende Prozesse des Wandels von Wissenschaft und Politik. Die mit großen Opfern und Intrigen verbundene Entstehung von d’ Alemberts und Diderots Enzyklopädie in Frankreich sind dafür ein bedeutendes Beispiel. Befreiungsversuche aus feudalem Denken auf vielen gesellschaftlichen Ebenen in den europäischen Ländern kennzeichneten das 18. Jahrhundert, in dem Elisabeth Christine lebte – auch das Jahrhundert Voltaires genannt.

Elisabeth Christine war sich der Aufmerksamkeit der Geistesgrößen ihrer Zeit sicher. So besuchte etwa D’Alembert sie persönlich in Schönhausen an einem Sonntag, dem 17. Juli 1763, nachmittags, von Charlottenburg kommend. Vor seiner Abreise nach Paris, als bevollmächtigter Minister des Königs am Französischen Hofe, wurde er von ihr mit einer kostbaren goldenen Tabatiere beschenkt.

 

Korrigierter Blick auf die Königin von Preußen

Erstmals im Friedrich-300-Jahr 2012 analysierte Dr. Alfred Hagemann das gesamte Wirken der Königin von Preußen – die aus dem Welfenhaus Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern stammte – und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis.

Durch eine Auswertung der Hofberichterstattung in 26 Jahrgängen der Berlinischen Privilegierten Zeitung zwischen 1740 und 1786 konnte er neue Einblicke in den Hofalltag unter Friedrich II. gewinnen. Dabei wurde deutlich, wie stark die Struktur des friderizianischen Hofes durch die Aufteilung zwischen Berlin und Potsdam geprägt war. Während die Königin in Berlin den öffentlich-zeremoniellen Teil des Hoflebens aufrechterhielt, war Potsdam der Ort des „persönlichen Regiments“ Friedrichs II.

Der von der Zeitung veröffentlichte Ausschnitt des Hoflebens in der offiziellem Hofberichtersttattung hatte dabei die Funktion, diese Trennung auch öffentlich zu betonen und so zu einem wichtigen politischen Instrument Friedrichs II. zu machen.

Elisabeth Christine, Königin von Preußen und Gemahlin Friedrichs II., führte bis dahin laut gängiger Forschungsmeinung nur ein Schattendasein in der höfischen Welt des 18. Jahrhunderts. Weit verbreitet war die Vorstellung von einer durch Friedrich II. nach Schloss Schönhausen „verbannten“ Königin.
Doch dem „Alltag“ des preußischen Hofes wurde eín Stück weit über die Analyse Hofberichterstattung in der Berliner Presse auf die Spur gekommen. Bisher bekannte Aufzeichnungen des Grafen Lehndorff und der Gräfin Voß sowie über den „Geschichtskalender“ von Karl Heinrich Siegfried Rödenbeck gaben noch nicht den richtigen Blick frei.

Hagemanns Analysen legten offen, dass Elisabeth Christine wesentlich die Repräsentation des preußischen Hofes bestimmte.

„Die regierende Königin Elisabeth Christine spielte bis 1757 gegenüber ihrer Schwiegermutter eher eine Nebenrolle, gab aber für die Hoföffentlichkeit dennoch wesentlich häufiger Empfänge als der König. Seit Ende des Siebenjährigen Krieges klaffte die Zahl ihrer offiziellen Auftritte verglichen mit denen des Königs immer weiter auseinander. Seit den 1770er Jahren scharte sie den Hof mit im Durchschnitt 70 Hofveranstaltungen (Couren, Festins, Diners, Soupers, Bälle et cetera) im Jahr etwa vier Mal häufiger um sich als ihr Gatte.“ (Mehr Details dazu finden sich bei Hagemann).

 

Spuren und Spolien im Garten und Park von Schloss Schönhausen

Elisabeth Christine hatte ein immerwährendes Interesse am Garten und Park von Schloss Schönhausen, mit neuer Gartengestaltung in barocker Manier und großen Garten- und Lichterfesten, der früher etwa fünfmal größere Ausmaße hatte, als heute.

Matthias Gebauer, Gartenbereichsleiter von Schloß Rheinsberg (SPSG), und Gartendenkmalpflegerin Monika Deißler (SPSG), kennen Elisabeth Christines Garten gut und führten durch dieses gartendenkmalpflegerisch bestens betreute Refugium an der Panke in Niederschönhausen.

200 Jahre alte Linden aus der Zeit von Elisabeth Christine sind in der Linden-Alleen im Garten erhalten – sie geben den vorhandenen Fledermäusen als lineare Elemente Halt. Die Bäume der Alleen im Schlossgarten zeichneten sich durch schnelles Wachstum aus und  aufrechten Wuchs aus. Fledermäuse lieben diese Alleen.

 

Ein zur Unterhaltung gepflegtes Labyrinth aus Hecken oder Bäumen war auch im Park von E. C. vorhanden. Dort stand im Mittelpunkt eine eingerüste Eiche – die sog. Königseiche – um von oben in das Labyrinth schauen zu können. Diese Eiche ist heute mit verschiedenen Totholzstrukturen noch erhalten. Alte Eichen sind das wichtigste Areal für holzbewohnende Käferarten und haben daher eine besondere Bedeutung für den Käferschutz.

 

Die Eichen im Park von Schloss Schönhausen sind auch heute noch der Lebensraum des Heldbockes, ein im Verborgenen lebender holzbewohnender Großkäfer, der schon 1787 hier vorhanden war. Heute sind noch 6 – 7 Eichen vom Heldbockkäfer bewohnt. Für den heutigen inneren Bereich des vom großen Schlosspark an der Panke abgetrennten Park- und Gartenteiles gibt es nunmehr ein Gehölzekonzept, das den Bestand schützt. Das ehemalige Labyrinth und die Eichen werden in den nächsten Jahren wieder aufgewertet.

 

Gartendenkmalpflegerin Monika Deissler zeigte auch die Gartenskizze von Christoph Pitzler von 1695, und erklärt die halbrunden Mauerreste der Orangerie, die 1816 abgebrochen wurde. Diese stammen noch aus der Zeit Ernst von Grumbkow’s Schloss-Erbauung. Hier lies E. C. das alte Orangeriehaus in ein Hofdamenhaus umbauen.

An Ihre „schnatternden Hofdamen und Nichten“ erinnerte während der Gartenbegehung die charmante Hofdame Sophie von Brand, alias Nicola A. Spehar. Zu Zeiten E. C. wurden Myrthen, Zypressen, Oleander, Feigen, Granatapfel, Pomeranzen gezogen. Hinter der Orangerie befand sich ein Fasanengarten, der im Siebenjährigen Krieg zerstört wurde

 

Nach ihrer Rückkehr aus der Festung Magdeburg ließ E. C. einen Kräutergarten anlegen. Treibhäuser, eine Meierei für Milchwirtschaft kamen ebenfalls dazu. 1770 bemerkt sie: „Spaziergang zum Küchengarten und auf dem Rückweg gespeist.“ Man zelebrierte hier das ländliche Leben.

Der Schlossgarten Schönhausen präsentiert in seiner exquisiten Gestaltung und Ausstattung die wechselvolle Geschichte der Anlage vom Barock- und Landschaftsgarten bis späteren Präsidentengarten Wilhelm Piecks. Heute trägt er das Erscheinungsbild eines Gartens der Moderne, und die Gartendenkmalpflege arbeitet an Spuren und Erhaltung der historischen Zeugnisse.

 

Über die Autorin:
Anne-Schäfer Junker widmet sich als ehrenamtliche Ortschronistin von Französisch Buchholz der historischen Spurensuche und durchforscht Archive nach nach Fakten aus dem Leben von  Königin Elisabeth Christine in Schönhausen, Rosenthal, Französisch Buchholz, Karow und Buch.
2013 veröffentlichte sie das Buch „SINNESFREUNDE im Leben von Elisabeth Christine. Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Preußische Königin 1740-1786“ in der Edition Aujourd’hui.

 

 

 

BERLINER WOCHE, 31.08.2015 

Frauen an der Macht: Ausstellung im Schloss würdigt ein starkes Geschlecht 

       

Charlottenburg. Kurfürstinnen, Königinnen und Kaiserinnen – Herrschaft war ab der Machtübernahme der Hohenzollern vor 600 Jahren Frauensache. Und so heißt auch eine neue Ausstellung, die im Theaterbau des Schlosses Charlottenburg auf Besucher wartet.

Dort präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) Geschichtsinteressierten dazu 300 Exponate, beschafft mit Hilfe von 60 Leihgebern aus ganz Europa. Dabei reicht die Spanne vom ältesten nachweisbaren Frauenkleid Brandenburgs (um 1460) bis zum Krönungsmantel der Königin Augusta. Als besonderes Prunkstück der Schau gilt eine Sänfte, die anlässlich der Hochzeit Friedrich Wilhelms (II.) mit Elisabeth Christine Ulrike von Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1765 Verwendung fand. Hinzu kommt eine Auswahl an Gemälden mit Abbildungen der herrischen Damen.

"Frauensache - Wie Brandenburg Preußen wurde" läuft bis 22. November im Theaterbau des Schlosses Charlottenburg, Spandauer Damm 10. Di-So 10-18 Uhr. Eintritt kostet 14, ermäßigt 10 Euro. Infos auf www.frauensache-preussen.de. Auch Tickets lassen sich dort reservieren.

tsc

 

 

 

GENERALANZEIGER BONN, 29.08.2015

Ausstellung im Brühler Schloss Augustusburg
Der Schah und Queen Elizabeth II.

BRÜHL.  "Das Bemerkenswerteste für mich ist, dass sich die beiden deutschen Staaten nach der Zeit des Nationalsozialismus für ihre Staatsempfänge nicht etwa demokratische Symbole, sondern Schlösser gewählt haben", sagte NRW-Bauminister Michael Groschek bei der Vorstellung der Ausstellung "Schlösser für den Staatsgast - Schönhausen und Augustusburg, Staatsbesuche im geteilten Deutschland" im Brühler Schloss Augustusburg.
Zu sehen ist die Schau im kommenden Frühjahr und Sommer zeitversetzt sowohl im Rheinland als auch im Schloss Schönhausen in Berlin-Pankow, das ab 1965 das offizielle Gästehaus des Ministerrates der DDR war.
Die Idee zu der Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Joachim Gauck hatten der Brühler Schlossverwalter Heinz R. Kracht und der Kastellan von Schloss Schönhausen, Jörg Kirschstein. "Wir wollen mit dieser Ausstellung in beiden Schlössern Zeitgeschichte erzählen, bevor sie zu Geschichte wird - bevor die letzten Zeitzeugen nicht mehr zu befragen sind", so Kirschstein.
Im Beisein von Minister Michael Groschek und der SPD-Landtagsabgeordneten Dagmar Andres stellte die Ausstellungskuratorin von Schloss Augustusburg, Christiane Winkler, das Konzept der Schau vor. Mit zahlreichen Zeitzeugenberichten, Film- und Tonausschnitten, Fotografien und Objekten wird man Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen können, die den beiden deutschen Staaten bei ihren offiziellen Staatsempfängen als Mittel ihrer außenpolitischen Etablierung und Darstellung des jeweiligen staatlichen Selbstverständnisses dienten.
Staatsempfang im Schloss
Während im Mai 1965 der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke Queen Elizabeth II. zum bis dahin prächtigsten Staatsempfang der noch jungen Bundesrepublik in das Brühler Schloss einlud und Tausende Schaulustige mit bunten Union Jacks und Deutschland-Fähnchen winkten, wurden einen Monat später zum Staatsempfang auf Schloss Schönhausen in Ost-Berlin "Wink-Elemente" genannte Fähnchen verteilt, mit denen dem jugoslawischen Diktator Tito zugejubelt werden sollte.
Auch das Schlosspersonal in Schönhausen musste kurz vor dem Eintreffen der Staatsgäste den Mitarbeitern der Staatssicherheit weichen, die dann die offiziell verschmähten West-Produkte von "Nivea" oder "Creme 21" auf den Gästezimmern verteilten. So wird sich die Ausstellung nicht nur den offiziellen Darstellungen, sondern auch den vielen kleinen Anekdoten aus dem Wissen der damals Beteiligten widmen.
Ein Glücksfall für die Ausstellungsmacher im Schloss Augustusburg ist die heute 61-jährige Kastellanin Brigitte Meiser, die während ihrer mehr als 40-jährigen Tätigkeit in Brühl viele Anekdoten selbst miterlebt hat. Als 1972 der Grundlagenvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten von dem kürzlich verstorbenen Egon Bahr und dem DDR-Staatssekretär Michael Kohl unterzeichnet wurde, führte Brigitte Meiser bereits als junge Geschichts-Studentin ihre ersten Besuchergruppen durch die Lieblingsresidenz des Kurfürsten Clemens August.
Für die DDR bedeutete dieses Jahr die außenpolitische Anerkennung als souveräner Staat, und das Berliner Schloss Schönhausen wurde durch Erich Honecker zum wichtigsten Gästehaus der Republik. Zwischen 1965 und 1972 nächtigten lediglich sechs Staatsgäste - darunter Josip Broz Tito und zwei Mal Leonid Breschnew - im ehemaligen Sommersitz der preußischen Königin Elisabeth Christine (1715-1797), der Frau von Friedrich dem Großen.
Mit der Aufnahme beider deutscher Staaten in die Uno konnte auch die DDR zu den meisten Ländern diplomatische Beziehungen aufnehmen, so dass bis zum Ende der DDR etwa 120 Staatsgäste in Schloss Schönhausen prunkvoll residierten.
Eine nahezu gleich große Zahl von Staatsempfängen und Banketten fand in Zeiten der Bonner Republik auch in Schloss Augustusburg statt. 1967 wurden dort beispielsweise der Schah von Persien mit Kaiserin Farah Diba empfangen, 1971 König Baudouin und Königin Fabiola von Belgien.
Staatsgeschenke als Ausstellungsstücke
Die beiden Schlösser werden in der Ausstellung als die Repräsentationsorte zweier gegensätzlicher politischer Systeme gegenübergestellt und vergleichbar gemacht. Mit authentischen Objekten - darunter eine Auswahl von Staatsgeschenken sowie eine fürstlich gedeckte Tafel - wird eine Zeit lebendig, von der sich Schlossverwalter Heinz R. Kracht nicht nur den Besuch der historisch Interessierten, sondern auch von vielen Schulklassen erhofft, die damit einen lebhaften Blick auf die Geschichte gewordene Existenz zweier deutscher Staaten bekommt.
"Ich würde mich freuen, wenn Bundespräsident Joachim Gauck nicht nur den Schirm über die Ausstellung hält, sondern auch persönlich Einblick in die 'Schlösser für den Staatsgast' nimmt." Mit diesem Wunsch verabschiedete sich Minister Groschek und machte damit Hoffnung auf einen weiteren glanzvollen Empfang in Schloss Augustusburg.
Die Ausstellung "Schlösser für den Staatsgast - Schönhausen und Augustusburg, Staatsbesuche im geteilten Deutschland" wird vom 1. April bis 3. Juli 2016 in dem Berliner Schloss Schönhausen und vom 30. Juli bis 1. November 2016 in Schloss Augustusburg in Brühl zu sehen sein. Dazu wird ein rund 120 Seiten umfassender Katalog zum Preis von 19 Euro erscheinen.

Stefan Hermes 

 

 

 

Architectural Digest, März 2010